Die Technik der "Niellure"

"Nielle" heißt eigentlich Kornrade,  steht auch für die Pflanzenkrankheit "Schwarzbrand". Mit dem Ausdruck "Schwarzbrand" könnte man in der Tat diese Technik gut beschreiben. Nach den Autoren Jacques und Marie-Rose Rabaté  machen die Schmuck-Hersteller ein Geheimnis aus der verwendeten Substanz. In einem Artikel vom April 1937  der  'Corporation de bijoutiers de Mogador', liest man Folgendes: 'Feinsilber  38, rotes Kupfer 72, Blei  50, Schwefel  384, Spuren von Borax'. Dies ergibt eine Mischung aus drei Schwefelhaltigen." 

Neben der Technik des Emaillierens, oft in den Farben gelb und grün, wie sie vor allem in der Region von Tiznit  praktiziert wird, ist die Niellure eine früher häufig geübte Fertigungsart.  Rabaté: "Silberplättchen können mit einem schwarzen Emaille von metallischem Glanz dekoriert werden, was man 'nielle' nennt.  Das Emaille füllt die ziselierten Rillen vollkommen aus, so dass die Oberfläche glatt wird.   (...) Ein Rechteck aus Silber, das je nach der gewünschten Größe des Schmuckstücks auseinander geschnitten wird, wird auf ein Brett genagelt.  Die Konturen der Stücke werden mit einem spitzen Stäbchen vorgezeichnet und die  Verzierungen ausreichend tief eingraviert. Anschließend wird jedes Teil so beschnitten, dass noch eine Art "Zunge"  bleibt, an der das Teil während der Arbeit gehalten werden kann.  Mit einem Fuß hält der Handwerker den Schlauch der 

Lötlampe, und zwar so, dass deren Griff,  auf einem kleinen Metallblock befestigt, die Flamme nach oben richtet.  In diese Flamme hält er das zu bearbeitende Stück, mit Hilfe einer Zange an der "Zunge".  Mit der anderen Hand lässt er über das Silber-Teil ein Stäbchen mit der Nielle-Substanz gleiten, das er ebenfalls mit einer Zange hält.  In wenigen Augenblicken ist das Stück vollkommen mit einer schwarzen Schicht aus Nielle bedeckt.  Wenn die Schicht  erkaltet ist, feilt der Handwerker  auf der Oberfläche alle Reste des Nielles ab, die außerhalb der Gravuren sind. Nach und nach erscheint die Niellure.  Die Oberfläche wird anschließend mit feinem Schmirgelpapier abgerieben, dann mit feuchtem  Sand und schließlich mit einem Reinigungsmittel für Metalle gereinigt. Nun muss nur noch die überflüssige "Zunge" abgeschnitten werden."